Tag 15
Samstag, 26.07.2025
Twin Cities – im doppelten Sinne
Da wir ja gestern noch zweieinhalb Stunden gen Minneapolis/St. Paul gefahren sind, verkürzte sich unsere Fahrt heute natürlich auf eineinhalb Stunden statt vier. Die Fahrt geht bis kurz vor St. Paul durch die gleiche Landschaft wie schon zuvor. Mais und Kartoffeln.
Aus diesem Grund hatte ich den Termin in St. Paul für 14 Uhr vereinbart.
Trotz später Abfahrt waren wir dann gegen 10:30 Uhr schon in St. Paul.
Also was tun?
Erst mal zum State Capitol.
Dort fällt mir dieses Denkmal auf. Es heist ‚Spiral of Justice’ Roy Wilkins Memorial.
Er war ein Aktivist der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der Farbigen und studierte in St Paul.
Weitere Infos zu dem Denkmal
https://www.hmdb.org/m.asp?m=79419
Dann kommt man an der Statue von Hubert H. Humphrey vorbei.
HHH war von 1946 bis 1949 Bürgermeister von St. Paul, dann von 1949 bis 1964 US-Senator für Minnesota. Von 1964 bis 1969 war er der 38. Vizepräsident unter Lyndon B. Johnson, danach von 1971 bis zu seinem Tod 1978 erneut US-Senator.
Dann endlich das Kapitol – was ich aber nur von außen ansehe.
Quasi der Gegenpol der Achse bildet die Cathedral von Saint Paul, die Kirche, der Sitz des katholischen Erzbischofs von St. Paul und Minneapolis. Erzbischof ist Bernhard A. Hebda.
Eine Kirche war Namensgeber der Stadt Saint Paul, das (Erz-)bistum ist später mit der Kathedrale gegründet worden.
Dann geht es zu unserem Termin beim German American Institute, das ist quasi das Pendant der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Neuss, deren Mitglied ich seit 2000 bin. St. Paul ist seit 1999 die Partnerstadt von Neuss (Twin City) und bildet in den USA mit Minneapolis die Twin Cities, insofern die Dopplung im Titel.
Über die Stadt Neuss hatte ich versucht einen Gesprächstermin beim Bürgermeister (unmöglich), einem Councilmember (nicht am Wochenende möglich) oder dem School Board (die haben nichts mit der Stadt zu tun) zu bekommen. Im Bürgermeisteramt hat sich die Stelle für Städtepartnerschaften wirklich ins Zeug gelegt.
Aber ich habe erst vor ca. einer Woche eine Mail der Direktorin für Cultural Affairs bekommen, dass es ihr nicht gelungen sei, einen „offizellen“ Gesprächstermin für mich zu arrangieren.
Sie habe aber ein Gespräch mit Mitgliedern des Instituts für mich vereinbart. Dr. Katrin Erdmann ist Leiterin des deutschen Sprachprogramms des Instituts, Deutsche aus Hannover und ausgewandert, und Rachel Barcley von der Mayo Clinic ist Member of the Board of Directors.
Ca. eineinhalb Stunden unterhalten wir uns auf Deutsch (und teilweise auf Englisch, da Rachel nicht so perfekt deutsch spricht, aber versteht).
Wir erfahren die absoluten Unterschiede auf beiden Seiten der Partnerschaft. Während bei uns ein städtischer Ausschuss besteht (Partnerschaftskomitee) und im Bürgermeisteramt dazu Mitarbeiter sind und die Partnerschaftsgesellschaft ein gemeinnütziger Verein mit ehrenamtlichem Vorstand ist, ist es in den USA umgekehrt. Es gibt keine direkte Unterstützung und Mitarbeiter der Stadt, dafür haben die ein eigenes Haus, betreiben eine Schule vom Kindergarten bis zur Middle School, bieten Deutschkurse an und haben hauptamtliche Mitarbeiter.
Über meine politischen Fragen kommen wir dann natürlich auch zu nationalen und internationalen politischen Themen. Wir sind in einem der Kernstaaten der Demokraten.
In Minnesota haben Harris/Walz (der Governor des Staates) mit 50,92% zu 46,68% Trump/Vance geschlagen. Amy Klobucher wurde erneut mit großer Mehrheit in den US Senat gewählt.
Tim Walz wurde 2018 gewählt und 2022 wiedergewählt. Im House gibt es ein Patt, die demokratische Speakerin Melissa Hortmann wurde ja im Juni erschossen, so dass gerade ein demokratischer Sitz unbesetzt ist. Auch im Senat gibt es auf Grund der Zuordnung nur eine hauchdünne Mehrheit der Demokraten mit 33:32 bei 2 unbesetzten Sitzen. Aber die Lt. Governor ist Peggy Flanagan von den Demokraten. Bei der Wahl 2024 zeigt sich auch hier ein Ungleichgewicht der Verteilung, die städtischen Regionen gewinnt Harris (die Gegend um Duluth: St. Louis, Lake, Cook), Minneapolis/St. Paul (Honnepin, Washington, Dakota), Rochester (Olmsted) und dem ländlichen Clay County an der Grenze zu North Dakota.
Der Bürgermeister und die sieben Wards des City Council of St. Paul sind Demokraten. Was mich wirklich interessiert hätte, wäre die Frage, warum eine Stadt mit doppelt so viele Einwohner wie Neuss nur 7 Wahlbezirke hat und damit ein City Council von 7 Personen, während Neuss 29 Wahlkreise und 58 Stadtverordnete hat.
Das ist übrigens die City Hall – ein Hochhaus in Downtown St. Paul.
Beide sind sehr kritisch zu Trump und sie sehen als Middle Class die steigende Preise von Strom, Gas, Kleidung und Lebensmitteln.
Auch unsere AfD ist im Gespräch ein Thema.
Da wir ja bis vorgestern nicht genau wussten, wen wir treffen, hatten wir natürlich kein Gastgeschenk im Petto. Wir entschieden dann, dass wir natürlich mit Kauf in den USA ein Körbchen mit deutschen/Neusser Dingen machen: Haribo, Nutella (ist von Ferrero), Moscher Schokolade, Lindt. Das ist, glaube ich, gut angekommen.
Nach dem Einchecken im Hotel und einer kurzen Pause fahren wir zur nahen Mall of America. Centro Oberhausen – du kannst einpacken. Du bist ein Kindergarten von Mall – obschon wir das aus bisherige Sicht schon gigantisch finden.
Die Mall erstreckt sich auf mindestens vier Ebenen.
Im Inneren ist ein gigantischer Freizeitpark mit Achterbahn und Riesenrad und was auch auch immer noch.
Das ist der Legoshop von oben.
Wir sind dann noch ins Kino. F1 mit Brad Pitt.
Gefahrene Strecke: 95 Meilen
Unterkunft:Hamptons Inn Minneapolis/Eagan, Eagan, MN
Essen:Ruby Thai Kitchen, South Foodcourt, Mall of America, Bloomington, MN/p>
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